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A queer perspective on women in pop culture |
Ausgabe Nr. 135 März 2019 |
Wege aus der Dunkelheit
Interview mit Margrét Rán Vök
Interview: Christine Stonat (2/2019) Fotos: Sig ga E lla
weird: Euer neues Album (VÖ: 1.3.2019) heißt „In The Dark”. Das Album beginnt mit dem Titelsong „In The Dark“ und endet mit dem Song „Out Of The Dark“. Markieren/zeigen die 9 Songs dazwischen den Weg aus dunklen Zeiten bzw. wie du persönlich aus dunklen Zeiten herausgefunden hast?
Margrét Rán | Vök: Ja, ich empfinde Kunst als eine Form des Ausdrucks und einen großartigen Weg für mich, meine Gedanken rauszukriegen, die ich sonst nur schwer in Worte fassen könnte. Die beste Art das Konzept des Albums zu erklären, ist es vom ersten bis zum letzten Song durchzugehen und zu sehen wie die Anordnung wie eine Art Selbsthilfebuch funktioniert.
Ich wollte ein paar meiner persönlichen Denkmodelle so herausstellen, dass sie in der Lage wären zu erklären wie ich davon betroffen war, wie ich daran gearbeitet habe und in einigen Fällen immer noch daran arbeite über diese Gefühle hinwegzukommen. Ich dachte, wenn Hörer_innen sich mit einigen Denkmodellen, von denen ich auf dem Album erzähle, identifizieren können, könnte ich ihnen auch erzählen wie ich daran gearbeitet habe. Wenn sich Hörer_innen also in irgendeiner Weise in ihren Gedanken zu diesen Themen gefangen fühlen, konnte ich ihnen hoffentlich etwas geben, das sie in ihr Denken aufnehmen. Für gewöhnlich dreht es sich dabei um Loslassen und manchmal einfach zu versuchen, einen Scheiß drum zu geben.
weird: War es ein geplantes Album-Konzept, das schon beim Songschreiben begann oder hat es sich beim Zusammenstellen der Songs für das Album ergeben?
Margrét Rán | Vök: Im Grunde ist es passiert, nachdem wir begonnen hatten sie zusammenzustellen. Dann passte plötzlich alles zusammen und es wurde ein natürlicher Prozess.
weird: Das alles klingt so oder so recht empowernd. Wie heilend war es für dich selbst das Album zu machen?
Margrét Rán | Vök: Sehr heilend. Es fühlte sich an, als würde ich einen Haufen alter, nutzloser Emotionen, die bereit dafür waren freigelassen zu werden, wegwerfen. Es ist toll, Gedanken, die in deinem Kopf brodeln, loszulassen.
weird: Welcher Song auf eurem neuen Album „In The Dark” ist für dich wie ein „Wendepunkt” in dieser „Katharsis“?
Margrét Rán | Vök: Ich würde sagen, es gibt keinen genauen Wendepunkt. Der Wendepunkt ist im Grunde genommen „Out Of The Dark“, die Phase am Ende.
weird: Es heißt immer noch, dass das zweite Album das schwerste sei, besonders, wenn man mit dem Debutalbum erfolgreich war, so wie ihr. Wie hast du das empfunden?
Margrét Rán | Vök: Für mich persönlich war „Figure“ (Debutalbum, 4/2017. Anm. d. Red.) das schwere, weil wir mit den ersten 2 EPs so erfolgreich waren, weshalb es schwer war, dem gerecht zu werden. Mit „In The Dark“ haben wir nicht so viel Druck empfunden. Und so ist es ganz natürlich entstanden.
weird: Du bist lesbisch und öffentlich geoutet. Eure Single „Night & Day“ zum Beispiel ist ein Song über die (unerfüllte) Liebe zu einer Frau mit Textzeilen wie „She won’t be mine …“, „She doesn’t want me at all …“ und „She will be mine …“ Würdest du sagen, dass du bezüglich deiner Texte offener geworden bist im Hinblick auf LGBTIQ-Belange und auf dein eigenes Leben?
Margrét Rán | Vök: In gewisser Weise ja. Ich wollte das mehr in meine Texte einbringen, weil es das ist, wer ich bin. Und wie bereits zuvor schon gesagt, hat dieses Album viel persönlichere Texte als früher und ich bin sehr glücklich sie mit allen zu teilen.
weird: Als ihr einen eurer ersten neuen Songs „Spend The Love“ letztes Jahr im Dezember 2018 veröffentlicht habt, hast du gesagt, dass der Song eigentlich eine „Gay Hymne“ werden sollte und dann daraus doch ein Dance-Track über Konsum und die Vision Liebe statt Geld auszugeben wurde. Würdest du sagen, ihr seid auf eurem zweiten Album auch in der Hinsicht politischer?
Margrét Rán | Vök: Nein, das war, was wir zu der Zeit gefühlt haben und vermutlich viele junge Leute fühlen, wenn sie materielle Dinge kaufen müssen, um sich besser zu fühlen. Das Thema war zu der Zeit ein stärkerer Anwärter. Die „Gay Hymne“ kommt später. ;)
weird: Was ist mit der „Gay Hymne” passiert? Und warum hattet ihr das Gefühl eine schreiben zu wollen/müssen?
Margrét Rán | Vök: Es war einfach ein Gedanke und ein Gefühl. Als ich den Song machte und die Synthie-Vibes kreierte, fühlte ich einfach irgendwie die Farben der Regenbogenflagge. Macht das irgendeinen Sinn, haha?
weird: Das Rein-und-Raus-aus-der-Dunkelheit-Konzept eures neuen Albums „In The Dark“ betrachtend, würdest du sagen, dass Liebe der essentielle Schlüssel ist, um Dunkelheit zu überwinden?
Margrét Rán | Vök: Ja, uuuuuuund zeig dir selbst in der Zwischenzeit auch Liebe.
weird: Eure Headline-Tour durch Europa, einschließlich Deutschland, beginnt im Februar 2019. Ihr kommt gerade zurück von eurer Tour mit The Editors. Wie sehr begeistert dich es, jetzt da international raus zu gehen mit eurem neuen Album auf eurer eigenen Tour?
Margrét Rán | Vök: So aufgeregt! Wir werden einen Riesenspaß haben! Neue Städte, neue Locations, ein Haufen neuer Song, die wir spielen, es wird großartig!
weird: Dennoch, du warst jetzt zu Hause – Winter in Island – was ist für dich ein Must-do?
Margrét Rán | Vök: Kaffee trinken, trainieren und all die Avocados essen.
Interview: Christine Stonat (2/2019) Fotos: Sig ga E lla |
Vök ist eine isländische Electro-Pop-Band um die lesbische Sängerin, Songschreiberin, Gitarristin und Keyboarderin Margrét Rán (26). Im April 2017 veröffentlichten sie nach zwei EPs ihr Debutalbum „Figure“. 2013 gegründet, gewannen sie einen isländischen Talentwettbewerb. Sängerin Margrét Rán sieht sich selbst in einer Reihe mit anderen queeren Bands und Musiker_innen wie Romy von The XX oder Shura. Ihr Debutalbum sei jedoch „organischer“ als ihr bisheriger computerdominierter Sound. Dieser Eindruck setzt sich auf ihrem zweiten Album „In The Dark“, das am 1.3.19 erscheint, fort. Ein sehr persönliches Konzept-Album von Margrét Rán, auf dem es um das Überwinden von Dunkelheit geht. weird sprach im aktuellen Interview mit Vök-Frontfrau Margrét Rán über das neue Album und das Konzept dahinter, über die heilende Wirkung von Musik, über ihre erste fast gay Hymne, über ihre neuen offeneren Texte und vieles mehr.
Online: www.facebook.com/Vokband
Vök „In The Dark“ (Nettwerk/Warner) Out: 1.3.19 Single: „Night & Day“
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Interview-Steckbrief - in eigenen Worten -
Name: Margrét Rán Magnúsdóttir Alter: immer noch 26 Beruf: Musikerin und Teilzeitkatze Wohnort: Hafnarfjörður Meine weirdeste Eigenschaft: Mutter eines Katzenbabys
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