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A queer perspective on women in pop culture |
Ausgabe Nr. 124 Februar 2018 |
Rückwärtssalto
Interview mit Abisha Uhl Interview: Christine Stonat (1/2018)
weird: Du hast gerade deine erste Solo-EP „Better“ mit dem herausragenden Titelstück „Better“ veröffentlicht. Warum war gerade jetzt bzw. letztes Jahr die richtige Zeit solo zu arbeiten?
Abisha Uhl: Geduld ist eine Tugend. Ich dachte, es sei nötig solange zu warten bis ich alles genauestens vorbereitet habe.
weird: Wer hat mit dir an „Better“ gearbeitet? Hattest du irgendwelche (weiblichen, queeren) Gastmusiker_innen oder andere Leute, die involviert waren?
Abisha Uhl: Nein. Nur ich.
weird: Kannst du etwas zum Making Of des Videos zum Titelstück „Better“ erzählen!? Darin gibt es viele Anlehnungen an bekannte Filmszenen.
Abisha Uhl: Mein Regisseur Marc Morgan kam mit der Handlung des Videos zu mir. Er ist toll. Ich war von der Idee begeistert und wusste sofort, dass es etwas war, was ich machen wollte.
weird: Was ist solo anders für dich als mit deiner Band Sick Of Sarah?
Abisha Uhl: Ich habe jetzt alle Entscheidungen zu treffen und die Arbeitsabläufe zu kontrollieren. Wie das Schlagzeug klingt, wie der Bass klingt. Ich mag es die Kontrolle zu haben. Ich habe da eine Zwangsstörung. :- )
weird: Die Sick Of Sarah Website sagt: “With a tough attitude, raise your head up and know that you are not alone especially through difficult moments. May the music that we make and hardships that we have been through inspire you to carry on and keep on fighting. We are all on this journey together. Cheers to the best day of our lives!” Das ist ziemlich bewegung und empowernd. Deshalb erst mal danke dafür!
Musik hat die Kraft zu heilen, richtig!? Abgesehen von der Energie, die du vermutlich bei deinen eigene Shows spürst, welche Musiker_innen oder welche Musik hilft dir in einer harten Zeit weiterzumachen?
Abisha Uhl: Musik hat definitiv die Kraft zu heilen. Wenn es die Kraft hat mich selbst zu heilen, wenn ich schreiben, dann denke ich, hat es auch die Kraft andere zu heilen. Ich möchte, dass die Leute wissen, dass sie nicht alleine sind mit diesen Gefühlen, und ich will, dass sie wissen, dass sie da raus kommen können. Ich möchte, dass meine Musik andere inspiriert. Meine Freund_innen und meine Familie inspirieren mich. Und meine wunderschöne Katze. Ich selbst bin ein Vollspaten.
weird: Du warst immer sehr mit deinen Fans verbunden. So viele Liebe auf beiden Seiten. War das von deiner Seite einfach ein „natürlicher“ Prozess als du deine Karriere 2005 mit Sick Of Sarah begannst, einfach weil du genau so bist, oder ist es etwas, was man „planen“ oder entscheiden kann?
Abisha Uhl: Ich glaube nicht, dass es für mich eine Wahl ist. Ich glaube, ich bin hier aus einem bestimmten Grund auf die Welt geworfen worden, und dieser Grund ist anderen zu helfen. Und ich mag das. Denn ein 9-to-5-Job würde nicht zu mir passen. Ich liebe meine Fans und Supporters. Alles was ich sein will, ist ein guter Einfluss.
weird: Wir können alle diese Liebe in diesen viel zu rechten politischen Zeiten gebrauchen. Wie bist du da drüben in den USA durch das letzte Jahr gekommen?
Abisha Uhl: Hey, es ist nicht einfach. Alle sind völlig angepisst. Aber das Leben wirft Bälle im Bogen auf dich und es liegt an dir wie du sie zurückwirfst. Und werde ich sie wie einen Seitenhieb zurückwerfen, Triple Split, 360 Grad Drehung mit Rückwärtssalto.
weird: Hast du als Fangrrrl für andere Künstler_innen selbst auch schon mal diese Art Liebe erfahren?
Abisha Uhl: Absolut. Und ich supporte sie so sehr wie sich mich supporten.
weird: Der erste Schritt auf die Bühne; was denkst oder fühlst du für gewöhnlich?
Abisha Uhl: Habe ich Wasser und wo ist mein Capo (Kapodaster. Anm. d. Red.)?
weird: Du warst bereits schon letztes Jahr solo auf Tour. Was sind deine Pläne für 2018? Gibt es eine Chance, dass du nach Deutschland kommst?
Abisha Uhl: Ich würde liebend gerne wieder nach Deutschland kommen und beim L-Beach spielen. Ich hatte so viel Spaß als wir dort mit Sick Of Sarah aufgetreten sind. Ich liebe Deutschland und hoffe, bald wiederkommen zu können.
weird: Was kannst du deinen Fans sagen, die sich fragen, was in Zukunft aus Sick Of Sarah wird?
Abisha Uhl: Es gibt Gespräche über eine künftige Reunion-Tour, aber derzeit machen wir gerade alle unser eigenes Ding.
Interview: Christine Stonat (1/2018) |
Abisha Uhl gründete 2005 in Minneapolis die all-female Indie-Rock-Band Sick Of Sarah. 13 Jahre und acht Alben später, war es nun Zeit für die Bandmitglieder eigene Sachen zu machen. Die queere Sick Of Sarah-Frontfrau, Sängerin, Multiinstrumentalistin und Songschreiberin Abisha Uhl veröffentlichte im Januar 2018 ihr erstes Solowerk. In Eigenregie entstanden ist eine EP mit 4 neuen Songs. Wie der wunderschöne Titelsong, so heißt auch die ganze EP „Better“. Etwas mehr Synthie weniger Rock, aber wie immer mit viel Herzblut und Liebe zur Musik, hat Abisha Uhl diesmal selbst alle Fäden zu ihren Songs in der Hand. Mit dem eingängigen „Better“ ist ihr ein wahrer Übersong gelungen, der Spaß auch beim Hören auf Repeat macht. Was ihr an der Soloarbeit gefällt, wie Musik heilen kann, was sie auf der Bühne so denkt und ob und wie es mit Sick Of Sarah weitergeht, das und mehr verriet Abisha Uhl im aktuellen Interview mit weird.
Abisha Uhl wuchs in Japan auf bevor sie im Teenage-Alter in die USA nach Minneapolis kam. Auf der Leinwand war sie u. a. in dem lesbischen Spielfilm „And Then Came Lola“ (2009), zu dem sie auch Teile des Soundtracks beisteuerte, zu sehen, ebenso wie in der lesbischen Serie „Girl/Girl Scene“ sowie in der Dokumentation „Queer Activism“ (2012).
Online: www.abishauhl.rocks
Abisha Uhl „Better“ (Uhl Be Fine) Out: seit 10.1.18 Single: „Better“
Update August 2018: Abisha Uhl hat offiziell bestätigt, dass sich ihre Band Sick Of Sarah aufgelöst hat. |
Interview-Steckbrief - in eigenen Worten -
Name: Abisha Uhl Alter: 35 Beruf: Musikerin Wohnort: Minneapolis, MN USA Meine weirdeste Eigenschaft: Ich habe einen Metalldetektor. Ich bin ein Supervollspaten. Stehe total auf Geschichte. Und liebe Bäder.
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